Seite 1 - Mainzer Neustadt-Anzeiger

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K-LAB – ein Atelier für alle
Die Kulturbäckerei am neuen Karoline-Stern-Platz

Die Kulturbäckerei startet mit neuem Quartier und neuem Geschäftsführer durch. Seit dem 1. Mai sind die Vereinsräume am Karoline-Stern-Platz in der nördlichen Neustadt zu finden. „K-LAB“ nennt sich der Versammlungs- und Veranstaltungsort, der auch Gruppen und Initiativen zur Verfügung steht.



(rs) „Wir wollen Menschen mit künstlerischen Mitteln soziale Begegnung ermöglichen“, erklärt Vorstandsmitglied Joachim Schulte. Des halb hat sich der Verein Kulturbäckerei e.V. viele Jahre lang für ein soziokulturelles Zentrum auf dem Gelände der ehemaligen Kommissbrotbäckerei eingesetzt – mit Erfolg. Das Gebäude, das derzeit noch generalsaniert wird, soll voraussichtlich Ende 2025 bezugs fertig sein.

Der Installations-Künstler Jürgen Waldmann hat den Verein mit gegründet und war  
lange im Vorstand aktiv. Als neuer Geschäftsführer kümmert er sich sowohl um die Organisation als auch ums Perspektivische, etwa die Vernetzung der lokalen Künstleri:nnen: „Wir wollen zur Schnittstelle für die freie Kunstszene werden.“ Auch die zukünftige Finanzierung des Projekts muss gesichert werden. Der Verein wünscht sich ein Modell, wie es bei Kulturprojekten in anderen Städten üblich ist, etwa dem Kulturzentrum Walkmühle in Wiesbaden. Dabei werden die Betriebskosten vom Verein aufgebracht, und die Stadt beteiligt sich an der Miete. „Kultur ist Daseinsvorsorge“, sagt Joachim Schulte. „Sie gehört zur Grundversorgung wie das Wasser, das aus dem Hahn fließt.“

Ein Labor für Kultur
Das Quartier am Karoline-Stern-Platz ist nun der letzte Zwischenschritt, nachdem bisher ein Raum am Nordhafen als Übergangslösung diente. Ähnlich wie chemische Stoffe in einem Versuchslabor miteinander reagieren und daraus Neues entsteht, soll im K-LAB Kulturelles seinen Nährboden finden, wenn Menschen gemeinsam aktiv werden. Auch kleinere Veranstaltungen sind hier auf 80 Quadratmetern schon möglich. Verschiedene Künstler- und Theatergruppen haben das Angebot der Kulturbäckerei bereits genutzt, ebenso wie die Kinderkreativwerkstatt. Auch das Performer-Duo Schmitt & Schulz vom ehemaligen PAD hat hier seine neue Heimat gefunden.



„Der Bedarf ist definitiv vorhanden“, konstatiert Schulte. Auch die Anwohner:innen seien sehr positiv eingestellt. „Es gibt eine große Neugier auf das Projekt.“ Dem ging der Verein im vorigen Jahr mit zwei „Kommferenzen“ genauer auf die Spur: eine für die Anwohner:innen, die zweite für Künstler:innen. Zwei Anliegen kristallisierten sich dabei heraus: Barrierefreiheit im wörtlichen wie im übertragenen Sinn und der Wunsch nach einem niedrigschwelligen Angebot für alle. „In einem der diversesten Stadtteile bedeutet das nicht unbedingt, dass sich jede:r in jedem Angebot wiederfinden kann“, so Joachim Schulte, „aber dass es möglichst für jede:n ein passendes Angebot gibt. Wir möchten verschiedene Alters­, ethnische und soziale Gruppen ansprechen.“  

Der Veranstaltungsraum, der natürlich barrierefrei ist, kann angemietet werden. Er ist insgesamt neutral gehalten: Die Wände sind weiß und undekoriert, die Stühle, Tischplatten und -böcke können bei Bedarf schnell beiseite geräumt werden. Einziger Schmuck ist die dezente Bemalung der Stühle, die bei einer Mitmach-Aktion auf dem Goetheplatz entstand. Auf einer Stuhllehne prangt der Gruß „Hallo“, „Merhaba“, „Salut“ in noch sieben weiteren Sprachen, Zeichnungen zieren die anderen Sitzgelegenheiten. Videoequipment steht zur Verfügung und kann auch ausgeliehen werden. Hier können Arbeitstreffen, Theaterproben, Ausstellungen oder auch Brettspiel-Events stattfinden, es können und sollen sich unterschiedliche Genres begegnen. „Das K-LAB ist auch ein Testlauf“, betont Jürgen Waldmann.  

Direkter Weg zum „Hundertelf“
Denn all das und mehr wird in Zukunft das Kunst­ und Kulturhaus „Hundertelf“ in der ehemaligen Kommissbrotbäckerei bieten. Auch wenn der Verein dafür nicht ‒ wie ursprünglich geplant – ein ganzes Gebäude bekommt, sondern „nur“ die beiden oberen Stockwerke. Auf insgesamt rund 1400 Quadratmetern entstehen unter anderem ein großer Ausstellungsraum, Ateliers, tagesmietbare Workshopräume und eine Probebühne. Und ein „ATELIER für ALLE“ ‒ ein Projektraum zur aktiven Mitgestaltung. Die große Veranstaltungshalle in der ehemaligen Backstube im Erdgeschoss kann der Verein ebenfalls mit nutzen.

Der Name „Hundertelf“ bezieht sich übrigens auf die Hausnummer und verweist gleichzeitig auf die bekannte „112“ direkt nebenan: die Feuerwehr. Darüber hinaus hat die Zahl 11 für die Fastnachtsstadt Mainz natürlich eine besondere Bedeutung.

Vom aktuellen K-LAB aus hat man sogar einen direkten Blick auf die zukünftige Wirkungsstätte. Das wird zwar nicht so bleiben, da zwischen der ehemaligen Kommissbrotbäckerei und dem Karoline-Stern-Platz Wohnhäuser entstehen. Doch es wird einen Durchgang geben, so dass man von der nördlichen Neustadt aus über den Platz direkt zum „Hundertelf“ gelangt.

All das ist natürlich noch Zukunftsmusik, doch bis dahin soll es im K-LAB „brodeln“. Jeden letzten Mittwoch im Monat gibt’s von 18 bis 19 Uhr das „Infotreffen für Interessierte“ und direkt danach das „Arbeitstreffen der Aktiven“. Auch ein Sommerkino ist angedacht. Zu offiziellen Eröffnung und „Kommferenz“ zum Thema „ATELIER für ALLE“ am 14. Juli von 17 bis 20 Uhr (siehe Infokasten) sind alle Interessierten herzlich eingeladen.

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