„Der Kiosk, das ist mein Leben, mein Geschäft.“
(oll) In Berlin nennt man sie „Späti“, in Köln „Büdcher“ und bei uns sagt man einfach: „Ich geh zur Rita“, „zum Saimon“ oder „zum Daniel.“ Der Kiosk ist aus dem Stadtbild der Neustadt so wenig wegzudenken wie in Berlin oder Köln. Für viele ist der Kiosk um die Ecke der Dreh- und Angelpunkt. Oft kennt man sich sogar beim Vornamen.
Es wird Zeit, sich die Menschen hinter der Ladentheke etwas genauer anzusehen.
Es gehört Mut dazu, sich in Zeiten von Corona selbstständig zu machen

Aus Alt wird Neu
Der Schreibwarenbereich war für Saimon nicht mehr zeitgemäß, also hat er den im Sortiment entfernt und nur die Tagespresse gelassen. Seine Getränkeauswahl hat er erweitert und einen DHL Paketshop integriert. Er ist guter Dinge und blickt positiv in die Zukunft. Seit neuestem hat er eine Aushilfe, die ihn im Geschäft unterstützt und selbst aus der Neustadt kommt. So konnte er seine Öffnungszeiten aus weiten. „Jetzt habe ich mein Ziel erreicht, nach fast einem Jahr den Laden so zu gestalten, wie er jetzt ist,“ sagt Saimon. Trotzdem erhofft er sich noch mehr Stammkundschaft und für den Sommer würde er gerne einen kleinen Außenbereich zum Sitzen gestalten.
Ein echter Familienbetrieb

Auf die Frage, wie sehr sie Corona trifft, sagt Marcel: „Es ist schon eine sehr unangenehme Situation. Unabhängig davon, was das finanziell bedeutet, finde ich es viel schwieriger mit den Kunden.“ Der Großteil der Kundschaft im „Fred III“ ist Stammkundschaft.
Es fällt ihm schwer, ihnen zu sagen, dass sie sich mit ihrem Kaffee vom Laden entfernen sollen. „Das tut mir im Herzen weh“, sagt Marcel. Auch der Kontakt zu den Kundinnen und Kunden und die Gespräche fehlen ihm.
Alle nennen sie Rita
Besonders hart trifft es seine Mutter Merita. Sie ist während des Gesprächs sichtlich gerührt. Sie ist der soziale Dreh- und Angelpunkt des Ladens. Für sie sind die Kunden wie eine große Familie. Vor allem ältere Menschen leiden unter der Einsamkeit. Rita, wie sie von allen genannt wird, ruft ihre älteren Kunden auch schon mal an und fragt, wie es ihnen geht. Ihr fehlt das soziale Miteinander. „Das braucht schon Leidenschaft, wenn man 25 Jahre einen Kiosk hat. Das liegt daran, dass meine Eltern das gerne machen,“ sagt Marcel. Rita hat es niemals bereut, dass sie den Kiosk übernommen haben. Immerhin stehen sie jeden Tag von 5.30 bis 21.00 Uhr im Laden. Sie ist am liebsten zwischen vielen Menschen, der normale Kioskbetrieb fehlt ihr, „das ist mein Leben, mein Geschäft“, sagt Rita.
„LUUPS“ erfindet sich neu

„LUUPS“ wird „Kreativkiosk“
„Jetzt haben wir uns etwas Neues überlegt, denn sonst geht uns so langsam die Luft aus“, sagt Daniel Sieben. Das „LUUPS“-Team hat einen Fensterverkauf im Kioskformat gestartet. Einen „Kreativkiosk“, der Produkte aus Mainz in den Vordergrund stellt. Man kann Biere aus den lokalen Brauereien, ungewöhnliche Limo naden und die „Rheinschorle“ sowie alles andere aus dem „LUUPS“-Sortiment erwerben. Außerdem fungiert „LUUPS“ bereits als Abholstation für Bestellungen bei der „Frischepost“, einem lokalen Lebensmittel-Lieferservice.
Zusätzlich soll es eine kleine Auswahl an Lebensmitteln geben. Das „N´Eis“-Eis gibt es bereits im Programm. Generell sind Daniel und sein Team über alle Kanäle zu erreichen und finden auch kurzfristig Möglichkeiten zur Abholung oder liefern über die Initiative „Mainzgebracht“ bis vor die Haustür.

Anekdote: Wie Fred III zu seinem Namen kam Ursprünglich gab es drei Kioske, einen Fred I, Fred II und Fred III. Diese gehörten vermutlich einem Herrn Fred, allerdings weiß man das heute nicht mehr sicher. Zwei davon waren in Mainz und einer auf der anderen Rheinseite. Der Kiosk von Familie Ghazi hieß bereits bei den Vorbesitzern so und sie haben beschlossen die Namenstradition weiterzuführen. |