„Gelungene Form der Bürgerbeteiligung“
Bereits seit 2004 engagiert sich Birgit Stein ehrenamtlich in der Arbeitsgruppe „Frauen aktiv“, die sie im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ mitgegründet hat. Was sie an der Sozialen Stadt begeistert und wieso sie unbedingt an der kommenden Stadtteilkonferenz teilnehmen möchte, erzählt sie im Gespräch mit Reyhaneh Eghbal.
Neustadt-Anzeiger: Hast du schon eine Stadtteilkonferenz verpasst?
Birgit Stein: Wüsste ich nicht. Die Konferenz ist ja ein wichtiger Teil des Programms.
Du lebst schon seit 36 Jahren in diesem Viertel. Anfang 2000 startete hier das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt. Wie erlebst du die Entwicklung seither?
Stein: Die Neustadt war zu Beginn sehr entwicklungsbedürftig, es gab viele Probleme. Nur
ein Beispiel ist die Kriminalität und Gewalt in den Grünanlagen wie Goethe- oder Sömmerringplatz. Erst in den vergangenen Jahren hat sie sich zu einem hippen Viertel entwickelt, vor allem dank der vielen, auch baulichen Projekte, die die Soziale Stadt umgesetzt hat.

Maßnahmen wie die Gestaltung des Sömmerring- und Gartenfeldplatzes oder aktuell in der Boppstraße sind mit Geldern aus dem Programm finanziert worden. Welche Rolle spielen die Bürgerinnen und Bürger dieses Viertels?
Stein: Sie können Prozesse in der Neustadt mit anstoßen: Wenn man sich das Beispiel des Vereins „Kulturbäckerei“ anschaut, der im Viertel ein Kunst-, Kulturhaus und Stadtteilzentrum etablieren möchte. Oder die Arbeitsgruppe „Garten“, die eine Gemeinschaftsgartenfläche in der Forsterstraße geschaffen hat.
Welche Rolle spielt die Stadtteilkonferenz?
Stein: Wer sich informieren oder im Viertel engagieren will, findet dort den richtigen Rahmen. Man kann auch Aspekte, die einem für die Entwicklung der Neustadt wichtig sind, einbringen.
So ist auch die Arbeitsgruppe „Frauen aktiv“ gegründet worden?
Stein: Das war bei meiner ersten Stadtteilkonferenz vor fast 20 Jahren. Frau bin ich nun mal und frauenspezifische Belange mitzudenken, ist mir nicht fremd. Marliese Kaup ging es genauso. Wir kannten uns damals lediglich vom Sehen. Auf der Konferenz kamen wir ins Gespräch und waren uns einig, diese Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen. Du vertrittst eure Gruppe auch im NeustadtRat. Stein: Ein ganz wichtiger Aspekt der Konferenz ist, dass hier die Mitglieder des Neustadt-Rates benannt werden. Bestehende Arbeitsgruppen sind nämlich dort vertreten, so auch die Arbeitsgruppe „Garten“ oder der Verein „Kulturbäckerei“, „Elternvertreter“ oder „Senioren“.
Wie viel Gestaltungsmöglichkeit haben die Gruppierungen?
Stein: Sie erreichen eine große Öffentlichkeit. Der NeustadtRat gibt Empfehlungen für die Soziale Stadt und kann auch eigene Projekte umsetzen, beispielsweise das Neujahrsfrühstück. Das organisieren wir als Dankeschön für alle, die an der Sozialen Stadt beteiligt sind und für Interessierte. Dieser muntere Austausch dient auch der nachhaltigen Vernetzung im Stadtteil.
Außerdem steht jährlich ein Verfügungsfonds, aktuell 10.000 Euro, zur Verfügung.
Kleine Projekte, die auch dem Viertel zugute kommen, können darüber mitfinanziert werden.
Das Städtebauförderprogramm ist insofern eine wirklich gelungene Form der Bürgerbeteiligung, nicht nur bei einzelnen Projekten, sondern durchgängig. Der NeustadtRat als ein wichtiges Gremium trifft sich fünf- bis sechsmal im Jahr, Infos und Anregungen werden eingebracht, Projekte angestoßen und die Mitglieder halten sich so über Aktivitäten im Viertel auf dem Laufenden.
Und wenn man keiner Gruppe angehört?
Stein: Jede und jeder kann eine neue Gruppe ins Leben rufen. Natürlich kann man auch zunächst sein Anliegen vorstellen. Im Neustadt-Rat wird dann darüber beraten, wie man unterstützt oder integriert werden kann.
Mittlerweile hat sich die Neustadt gut entwickelt.
Stein: Das ist erfreulich, es wird aber notwendig sein, weiterhin den NeustadRrat gut aufzustellen. Es gibt nach wie vor Bedürfnisse, Mittel werden benötigt und es ist sinnvoll, Geld für die Entwicklung der Lebensqualität auszugeben. Die Soziale Stadt ist ein sehr gutes Vernetzungssystem von verschiedenen Aktivitäten von Bürgern und Einrichtungen. Sie versucht, die ganze Bandbreite einer Gesellschaft abzubilden.
Wo siehst du Handlungsbedarf?
Stein: Umweltthemen werden immer wichtiger. Wie leben wir in der Stadt bei zunehmender Hitze? Wie schaffen wir es, in dieser engen Bebauung trotzdem noch Luft rein zu bekommen? Müssen wir mehr Grünflächen schaffen? Was machen wir mit den vielen Autos? Das sind Zukunftsthemen, die weiter betrieben werden müssen.
Unserem Stadtteil wünsche ich, dass es weiterhin eine gute Infrastruktur gibt, die es ermöglicht, Ideen einzubringen und zu verwirklichen. Dafür würde ich kämpfen.
Einladung zur Stadtteilkonferenz
der Sozialen Stadt Mainz-Neustadt
„Wir im Quartier!“

Wann: Samstag, 14. Mai 2022 von 10 bis 12 Uhr
Wo: Liebfrauensaal der Liebfrauengemeinde
Moselstraße 30, 55118 Mainz
Die Themen:
• Soziale Stadt: Rückblick und Ausblick
• Wohnbau Mainz: Bauprojekte in der nördlichen Neustadt
• NeustadtRat: (Neu-)Benennung des Gremiums
Auf Ihr Kommen freuen sich
Dr. Eckart Lensch, Sozialdezernent der Stadt Mainz
Christoph Hand, Ortsvorsteher der Mainzer Neustadt
Claudia Giese, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Wohnbau Mainz
Johanna Fuchs und Toyah Hosni, Quartiermanagerinnen der Mainzer Neustadt, die sich auch über Ihr Engagement im NeustadtRat freuen würden.
Informationen zur Sozialen Stadt und zum NeustadtRat:
Das Bund-Länder-Programm „Soziale
Stadt“
Im Fokus des Städtebauförderprogramms
„Soziale Stadt“ stehen Viertel mit städtebaulichen,
wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Mit überwiegend baulichen
Maßnahmen sollen Wohn- und Lebensbedingungen im Stadtteil verbessert
werden. Aber auch Entwicklungen in Bereichen wie Kultur, Freizeit,
Familien, Senior:innen, Jugend und Umwelt werden begleitet und
unterstützt. Der NeustadtRat ist dabei das wichtigste Gremium. Er
setzt sich konstruktiv mit Politik und Verwaltung auseinander und hat
eine beratende Funktion.
Derzeit setzt sich der NeustadtRat
wie folgt zusammen:
13 Mitglieder (und Stellvertretung)
werden als Interessensvertreter:innen auf der
Stadtteilkonferenz benannt:
1 x Jugend
1 x Mitgrant:innen
1 x Senior:innen
1 x Mieter:innen und Mieterbeirat
1 x Frauen
1 x Menschen mit Behinderungen
1 x Natur & Ökologie
3 x Eltern & Elternbeiräte
(Schule/Kita)
1 x Kultur im Stadtteil
2 x Religiöse Gruppen
13 Mitglieder (und Stellvertretung)
werden durch folgende Institutionen benannt:
4 x Ortsbeirat (Ortsvorsteher:in und 3
vom Ortsbeirat Benannte)
4 x Soziale Einrichtungen
(Neustadt-Gruppe)
1 x Wohnungswirtschaft (Wohnbau Mainz
GmbH)
1 x Gewerbe (Gewerbeverein Mainz
Neustadt e.V.)
1 x Vereine (Vereins- und Kulturring
e.V.)
2 x Schulen/KiTas (Schul- und
KiTa-Leitungen)
Ansprechpartnerinnen des Programms
in der Neustadt
Quartiermanagement Neustadt: Johanna
Fuchs (E-Mail: johanna.fuchs@stadt.mainz.de) und Toyah Hosni (E-Mail:
toyah.hosni@stadt.mainz.de)