„foc-Nepal“ – eine ermutigende Erfolgsgeschichte
(ab) Wenn Raphael Ott von „focNepal“ erzählt, spricht er voller Begeisterung. „foc Nepal“, das steht für „Friends of Children – Nepal e.V.“, und es steht für eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte. 2012 gründete er mit zwei Freunden und einer Gruppe von jungen, motivierten Menschen diesen Verein in der Neustadt. Alle haben, ebenso wie er, ihr Herz an dieses Land und seine Leute verloren.
Drei Schwerpunkte sollte deshalb die Arbeit von „focNepal“ umfassen: ein Bildungspatenprogramm einzurichten, Hausaufgaben zentren zu finanzieren und die Unterrichtsqualität zu verbessern, indem Fortbildung und Workshops in der Erwachsenenbildung angeboten werden. Das Ziel: nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe zu schaffen.
Das Projekt zieht Kreise
Ein außergewöhnliches Projekt feiert 10-jähriges Bestehen

Wie alles begann
Schon in früher Jugend war Asien sein Traum. Sein Ziel: Nepal. „Da will ich leben und arbeiten“, beschreibt Raphael Ott seine lang gehegte Vision. Er ist in Mainz freiberuflich als Dozent an der Hochschule tätig, ist Medienpädagoge und Yogalehrer und reiste schon während des Studiums immer wieder zu seinem Traumkontinent. Bei seinem ersten Besuch in Nepal stieß er 2008 in Pokhara, der zweitgrößten Stadt, auf ein Kinderheim, das der Lehrer Ganga Biswakarma mit der ehrenamtlichen Erzieherin Karin Probst aus der Mainzer Neustadt betreute.

Als ihn Ganga vier Jahre später in sein abgelegenes Heimatdorf Dedhgaun einlud, sollte dieser Besuch sein Leben verändern. Der Lehrer arbeitete dort in einer kleinen Schule, die nur über wenige Mittel verfügte. Raphael Ott erlebte ihn bei seiner Arbeit in einem Raum, der eher aussah wie eine Hütte, im Sommer nass und im Winter kalt. Es gab keine Möbel, die Kinder saßen auf blanken Steinen. Die Kreidetafel hatte Löcher, und die Lehrkräfte waren nur rudimentär ausgebildet. Auch Trinkwasser gab es nicht. Diese Eindrücke waren prägend.
Raphael Ott beschloss gemeinsam mit Karin Probst und ihrem Mann Tom, zunächst die nötigsten Unterrichtsmaterialien für die damals 20 Kinder zu stellen. Mit Spenden aus ihrem Freundeskreis förderten die drei aus der Neustadt zudem die Ausbildung der nepalesischen Erzieher:innen. Zusammen mit den Dorfbewohner:innen statteten sie einen Schulraum mit Tischen, Bänken und einem Whiteboard als Tafel aus. Zur Begeisterung von allen.
Aus einer Idee wird ein Projekt
Der Erfolg führte die drei Neustädter zur Vereinsgründung „focNepal“. Ihre Vision: möglichst vielen Kindern und Jugendlichen im ländlichen Nepal den Zugang zu Bildung zu verschaffen. Ein Großteil der Menschen nämlich lebt nur von den kargen Erzeugnissen der eigenen Landwirtschaft, die Kinder müssen deshalb mit zum Lebensunterhalt beitragen. Einen Schulbesuch können die Eltern nicht bezahlen.

Das Außergewöhnliche an ihrem Verein ist, so betont Raphael Ott, dass sie nicht allein aus der Ferne agieren, sondern auch einen nepalesischen Partnerverein vor Ort in Dedhgaun gründeten. Mit einem hauptamtlichen Projekt-Koordinator und ihrem Freund Ganga stehen sie in engem Kontakt, koordinieren Projekte und tauschen intensiv Meinungen und Entwicklungsvorschläge aus. Die regelmäßigen Flüge nach Nepal zur Evaluierung ihrer gemeinsamen Arbeit zahlen die drei Vorstandsmitglieder in Deutschland aus eigenen Mitteln. „Es ist ein Traum, wie gut alles läuft“, freut sich Raphael
Ott, „dank des beachtenswerten Zusammenwirkens von Eltern, Kindern, Erzieher:innen und unserem Verein.“ Solidarität ist das Zauberwort.

Inzwischen wurden aus einer kleinen Schule 35 Schulen in der Region und aus den vormals 20 Schulkindern bereits 350. Nach dem ersten Dorf folgten sechs weitere Dörfer, die von dem Projekt „focNepal“ profitieren. In die elf Hausaufgabenzentren kommen täglich bis zu 600 Kinder. Diese Entwicklung hat inzwischen auch die Distriktregierung registriert und in Kooperation mit dem Verein zum Beispiel die Lehrer:innenausbildung und die Ausstattung der Schüler:innen in den höheren Klassen übernommen.
Raphael Ott führt ihren Erfolg darauf zurück, dass „wir nachhaltige Bildungsprojekte schaffen, die wir professionell durchführen. Das Wichtigste aber ist: Wir arbeiten mit Partnern zusammen, denen wir vertrauen können. Wir sind nicht die ‚weißen Gönner‘ in Nepal, sondern Teil der Gemeinschaft.“
Verschenke Bildung
Diese Gemeinschaft kann jedoch nicht allein vom Engagement und den Beiträgen der Mitglieder leben, sondern ist auch auf weitere finanzielle Hilfe angewiesen. So ermöglicht eine Bildungspatenschaft von nur 20 Euro im Jahr einem Kind im ländlichen Nepal den Schulbesuch. Eine allgemeine Spende an „foc Nepal“ unterstützt den Fortbestand bestehender wie auch die Realisierung neuer Projekte vor Ort. Jeder Cent einer Spende kommt zu 100 Prozent den Menschen in der Projektregion zugute. Dafür setzen sich die Vorstandsmitglieder ein.
Für Raphael Ott ist Nepal, eines der ärmsten Länder der Welt, zur zweiten Heimat geworden. In beiden Welten fühlt er sich zuhause. Vielleicht gelingt es ihm demnächst, mit seinem Beruf eine Hälfte des Jahres in „seinem“ Dorf zu leben. Ein Zimmer im Haus seines Freundes Ganga hat er bereits erworben. Und die nächsten Projekte sind schon in Planung.
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