
(sk) Diese Zeilen stammen aus der Feder von Heinrich Heine (1797-1856), der einst mit dem Gedicht „An eine Sängerin“ die aus Mainz stammende Operndiva Karoline Stern ehrte.
Die Sängerin wurde am 16. April 1800 als Tochter des jüdischen Violinisten Joachim Stern und dessen Ehefrau Regina geboren. Von Kindheit an kümmerte sich der Vater um die musikalische Ausbildung von Karoline und gab ihr den ersten Gesangs und Musikunterricht. Später übernahm der über Mainz hinaus bekannte Musiklehrer Anton Joseph Heideloff die Gesangsausbildung.
Als Sopranistin debütierte Karoline Stern 1816 am Theater in Trier. Danach zog sie nach Düsseldorf, wo sie in der Familie Heinrich Heine verkehrte und den Dichter zu den oben genannten Versen inspirierte.
Erfolge auf deutschen Bühnen
Die Opernsängerin gastierte im Laufe ihrer Karriere auf vielen deutschen Bühnen und feierte dort große Erfolge. Der Rabbiner und Historiker Meyer Kayserling (1829-1905) bezeichnete in seinem 1879 erschienen Buch „Die jüdischen Frauen in der Geschichte, Literatur und Kunst“ Karoline Stern als „die erste Jüdin, die als Sängerin die Bühne betrat und zu ihrer Zeit gefeiert wurde“. Er schrieb weiter: „Karoline Stern (…) rechtfertigte mit ihrer seltenen Coloratur und ihrem hinreißenden Vortrag, unterstützt von einer imposanten Gestalt, wie als Opern- so auch als Concertsängerin ihren Künstlerruhm.“
1841 zog sich die Sängerin von der Opernbühne zurück, arbeitete aber noch bis 1855 weiter als Konzertsolistin. Unter anderem trat sie bei Konzerten am Hof des Fürsten von Hohenzollern-Hechingen auf. Nach ihrer aktiven Gesangskarriere ließ sie sich mit Mann und Sohn in Berlin nieder, wo sie bis ins hohe Alter als Musikpädagogin tätig war. Dort starb sie 1887.
An die erfolgreiche Primadonna wurde nun mit der Benennung des neu entstehenden Quartierplatzes in der nördlichen Neustadt erinnert. Übrigens war im Planungskonzept zur Gestaltung der Mainzer Neustadt von dem Stadtbaumeister Eduard Kreyßig bereits vor 150 Jahren genau an dieser Stelle ein zentraler Platz mit dem Namen „Beethovenplatz“ vorgesehen.
Mit Karoline Stern ist in dem Viertel, in dem es bereits eine Richard-Wagner-Straße, eine Franz-Liszt-Straße und eine Mozartstraße gibt, nun auch eine Musikerin geehrt.
Den vollständigen Text des oben stehenden Gedichts finden Sie hier
Kunst für Kids
… im Malkurs von Astrid Eisinger

(sl) Die kleinen Nachwuchskünstler sitzen im Kreis und schauen konzentriert auf die 10-jährige Gemma, die in der Mitte auf der Erde sitzt. Es geht darum, sie in Haltung und Gesichtsausdruck mit Pastellkreiden so genau zu zeichnen wie möglich. Willkommen im Kunstkurs von Astrid Eisinger. „Keiner muss hier perfekt sein“, sagt die Künstlerin, die den Kurs leitet. „Die Kreativität ist für mich das Allerwichtigste“, fügt sie hinzu und gruppiert ihre „Zeichenkinder“ fürs Gruppenfoto rund um den Zeichentisch. Sie sind zwischen 10 und 14 Jahre alt und lernen bei Astrid – so dürfen sie die Kinder nennen – was Kunst alles sein kann. Und weil ein Bild oft mehr als tausend Worte sagt, werden die dazu passenden Werke meist moderner Meister mit dem Beamer an die Wand geworfen und Astrid erklärt den jungen Kursteilnehmern, warum und wofür ihre Bilder heute Beispiel sind.
Selbermachen macht Spaß
In ihrem Werbeflyer liest sich das so: „Wir lassen uns anregen und erschaffen dann Neues! … Wir arbeiten mit Acrylfarbe, in Collagetechnik, mit Tusche, erlernen Schraffuren, erstellen einen stop motion Film ... Es gibt viel zu entdecken!“ Und am meisten entdeckt man beim Selbermachen! Jedes Kind hat ein Zeichenbrett, Papier und Pastellkreiden vor sich auf den Knien. Wer lieber mit Acrylfarben oder Stiften arbeiten will, darf das natürlich auch tun, denn – wie schon gesagt – auf die Kreativität kommt es an und je mehr unterschiedliche Versionen vom Motiv entstehen, desto interessanter wird die nachfolgende Besprechung, bei der Astrid Eisinger auf die Arbeit jedes einzelnen Kindes eingeht.
Wenn man als freiberufliche Künstlerin überleben will, muss man sich schon etwas Besonderes einfallen lassen, denn mit dem Verkauf der eigenen Bilder ist es oft nicht getan. Da braucht man schon etwas Fantasie – und Kreativität. An beidem hat es Astrid Eisinger nie gefehlt. Mit einem Kunststudium in Landau in der Pfalz hat es angefangen, dann folgte ein Designstudium. Sie ging nach Mainz, machte hier ihr Diplom und arbeitete seit 1999 als selbstständige Designerin. Sie entwarf für ihre Kunden Prospekte und Logos, betreute Werbeaktionen und übernahm einschlägige Auftragsarbeiten. Im letzten Jahr gab sie in einem Gymnasium Kunstunterricht, aber 30 Schülerinnen und Schüler in einer Klasse, das sei doch sehr anstrengend gewesen, gesteht Astrid Eisinger. So kam sie auf die Idee, ab September 2022 für einen kleineren Kreis Kunstkurse für Kids anzubieten, deren spätere Werke vielleicht auch einmal an die Wand irgendeines Ateliers geworfen werden. Vor vier Jahren, im April 2019, haben wir sie schon einmal im Neustadt-Anzeiger als Auftragsmalerin für Aktbilder vorgestellt. Auch heute kann man „seinen Lieblingsmenschen“ nach Fotovorlage noch von Astrid Eisinger malen lassen oder von ihr in einem Kurs für Erwachsene das Aktzeichnen lernen.
Material und das Entgelt für die Modelle sind in den Kurgebühren enthalten.
Im Verborgenen blüht …
(ab) Warum in die Ferne schweifen? Große Konzerte und andere musikalische Veranstaltungen, wie sie an verschiedenen Mainzer Aufführungsstätten geboten werden, können Sie auch in der Neustadt, quasi „vor Ihrer Haustür“, erleben: in der Pfarrei St. Bonifaz. Sie sind erstaunt? Dann haben Sie noch keines der durchaus anspruchsvollen Gast-Konzerte oder der hervorragenden Orgelkonzerte besucht. Das Repertoire reicht vom Barock über die Romantik bis in die Moderne. Es beweist die Virtuosität der Organistinnen und Organisten und es spiegelt zugleich die Vielseitigkeit der „Königin der Instrumente“ wider, deren Spektrum vom tiefsten Laut, den das menschliche Ohr wahrnehmen kann, bis in die höchsten Höhen reicht. Die UNESCO hat 2017 übrigens Orgelbau und Orgelmusik in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Im Hier und Jetzt
… der Orgelverein Mainz-Neustadt

Ein kleiner Ausflug in die Geschichte
Wussten Sie, dass mit St. Bonifaz 1894 eine der ersten Pfarrkirchen in der neu erschlossenen Neustadt entstand? Am 27. Februar 1945 wurde auch diese neugotische Basilika vollkommen zerstört und erst 1954 als ein nüchterner, aber imposanter dreischiffiger Bau mit einer zunächst sehr kleinen Orgel neu errichtet. In Mainz gibt es nur wenige Kirchenräume wie diesen: mit einer überaus klaren Akustik, einer uneingeschränkten, weil säulenfreien Sicht und einem barrierefreien Zugang für alle Besucherinnen und Besucher. Die Orgel stammt von der bekannten Windesheimer Orgelbauwerkstatt Oberlinger und wurde 2018 von der Werkstatt Freiburger Orgelbau Späth generalsaniert und weiterentwickelt.
Eine große Herausforderung
2013 fand sich eine kleine Gruppe von engagierten Musik- und Orgelliebhaber:innen, um der Gemeinde das Kircheninstrument in seiner ganzen Pracht wieder nahe zu bringen. Dafür war, nach über 40 Jahren, zunächst eine Sanierung dringend notwendig. Zur Finanzierung des Projekts musste Unterstützung auf allen Ebenen gefunden werden. Benefiz- und Gastkonzerte beispielsweise sollten die Attraktivität des Vorhabens steigern. Eine große Aufgabe für eine Handvoll Enthusiast:innen. Ihre Ideen und Pläne mündeten 2016 in die Gründung des „Orgelverein Mainz-Neustadt e.V.“.
Bereits ein Jahr später hatte der Verein erfolgreich eine erste Veranstaltungsreihe arran giert und zusätzlich Gastkonzerte präsentiert. Neben online-Versteigerungen, der Abgabe von Orgelwein und Orgelpfeifen gegen Spenden oder auch mit einer aufwändigen Crowdfunding-Aktion gelang es, zusätzliche Geld quellen zu erschließen. Im Mai 2019 wurde mit einer beeindruckenden Orgelmesse von Dvořak die Oberlinger-Späth-Orgel feierlich eingeweiht, dargeboten vom Organisten Lukas Adams und dem „Ensemble Vocale Mainz“ unter der Leitung von Dr. Wolfgang Sieber.

Viel haben die neun Vorstandsmitglieder des Orgelvereins bis heute erreicht. Sie bieten jährlich Benefizkonzerte und betreuen all die Gastkonzerte, die Universität, Musikhochschule, Mainzer Schulen oder Ensembles aus Rheinland-Pfalz bei ihnen aufführen. Ende des vergangenen Jahres veröffentlichte der Orgelverein seine erste CD, auf der vier virtuose Organisten eindrucksvoll die unterschiedlichen Facetten der sanierten Orgel präsentieren. Und erinnern Sie sich an den musikalischen Spaziergang „Ohrenschmaus“ durch die Neustadt-Gemeinden zum 150. Geburtstag unseres Viertels 2022? Auch hier war der Orgelverein aktiv mit dabei.
In diesem Jahr feiert der Mainzer Dominikaner-Konvent gemeinsam mit dem Orgelverein Mainz-Neustadt das 10-jährige Jubiläum der Konzertreihe „mainzer orgel komplet“, in dem die „Königin der Instrumente“ im Vordergrund der musikalischen Programmgestaltung steht. Ausschließlich junge, bereits hoch qualifizierte Organistinnen und Organisten ‒ allesamt „U30“ ‒ zeigen bei den insgesamt acht Veranstaltungen am Orgelspieltisch ihr Können. Auch das wird ein Ohrenschmaus! Das nächste Konzert findet am Dienstag, dem 2. Mai, um 19.30 Uhr statt.
Seien Sie neugierig auf Neues
Der Vorsitzende Dr. Manfred Alflen lädt alle Neustädterinnen, Neustädter und Gäste ein, sich von der Orgelmusik der unter Dreißigjährigen, von ihren hinreißenden Improvisationen und Interpretationen faszinieren zu lassen. Erleben und genießen Sie dabei die erstaunliche Klangpalette der sanierten Oberlinger-Späth-Orgel. Vielleicht möchten Sie auch den Orgelverein fördern. „Denn“, so sagte Wolfgang Sieber im Gespräch, „eine Orgel ist mit ihren vielen mechanischen, elektrischen und digitalen Elementen letztlich wie ein Auto: Sie muss regelmäßig gewartet und repariert werden. Und das kostet Geld.