Seite 5 - Mainzer Neustadt-Anzeiger

Direkt zum Seiteninhalt
Zum Tod von Karin Jerusalem
Abschied von einer außergewöhnlichen Buchhändlerin

(ab) Sie hat das Leben geliebt, die Literatur, das Reisen, die Musik. Und ihre „Cardabela“, die „widerspenstige Distel“. Dieser Name steht für den Buchladen, den Karin Jerusalem am 15. Mai 1979 zusammen mit Eva Werner und einem Kollektiv von Freundinnen und Freunden als inhabergeführte Buchhandlung mit alternativem Programm in Mainz gründete.

„Ich bin dann mal weg“, steht auf der Karte, die Karin vorbereitet hat, „aber auch immer mal wieder da, wo ihr gerade seid“. So begann Leila Haas einfühlsam und berührend die Trauer feier zum Tod ihrer Freundin Karin Jerusalem. „Anspruchsvolle Belletristik, internationale und linke Bücher, Anarchismus und femi nistische Literatur, gute Werke für Kinder gehörten zu ihren Schwerpunkten“, hebt die Trauerrednerin hervor. Und sie erinnert an eine von Karins großen Leidenschaften: „In fernen Ländern unterwegs sein: Ecuador, Kuba, Südafrika nach der Befreiung von der Apartheid, eine Sahel-Tour nach Niger, Mali, Burkina Faso. Und immer wieder Reisen nach Frankreich und Italien – wegen der guten Küche.“ Unvergessen bleibt das LiteraTour-Angebot des Buchladens, Kurztrips, die Karin maßgeblich organisierte, ob auf den Spuren von Oskar Maria Graf an den Starnberger See oder zu Franz Kafka nach Prag. Mit Leib und Seele war sie Buchhändlerin.

Für viele ihrer Freunde war sie auch „die versierte Doppelkopfpartnerin, großzügige Gastgeberin, humorvolle Rheinhessin, unsere kluge, belesene und immer hilfsbereite Freundin“. Ich selbst habe ihre Treffsicherheit als Literaturkennerin und ihr untrügliches Gespür als Menschenkennerin bewundert. Das hat mich zur treuen und dankbaren Kundin von Cardabela-Karin gemacht. Denn bei der Suche nach Geschenken für meine über 90-jährige Patentante, für Freundinnen, Nichten und Enkel hat sie mit den manchmal spärlichen Angaben, die ich über die Buchempfänger:innen machte, immer die richtige Wahl für die ihr doch gänzlich Unbekannten getroffen.

„Es ist, wie es ist“, sagte Karin oft in ihren letzten Monaten mit dem Krebs. „Ich begebe mich auf meinen letzten Weg.“ Sie starb am 21. März 2022 im Alter von 68 Jahren. Einen tröstlichen Gedanken gibt die Trauerrednerin Leila Haas* den Menschen mit, die zu Karin Jerusalems Abschiedsfeier gekommen waren: „Ich bekenne, ich habe gelebt – so hat Pablo Neruda seine Memoiren betitelt. Diese Aussage könnte ebenso zu Karins Leben passen. In Liebe und Hingabe, großzügig, heiter und klug, mit humanistischem Denken hat sie hier auf unserem alten Planeten gewirkt.“

*Leila Haas ist freie Abschiedsrednerin und Trauerbegleiterin für alle Menschen, die es brauchen.

Zur Geschichte von Cardabela lesen Sie auch im Mainzer Neustadt-Anzeiger aus dem Juni 2009 und dem Januar 2019 unter www.mainz-neustadt.de/mna


(tl) Der Krieg in der Ukraine ist noch nicht vorbei und hier wie dort werden weiterhin dringend Sach- und Geldspenden benötigt.

In der Mainzer Neustadt engagiert sich Katharina Schneider in der Feldbergstraße 38 für die Sammlung und die Weitergabe von Hilfsgütern. Sie selbst hat schon mehrere Hilfstransporte in die Ukraine begleitet und freut sich über Kontaktaufnahme per E-Mail unter: KatharinaCarolin@aol.de, oder unter 0178 2872045 (auch per WhatsApp möglich)

Auch über das Nachbarschaftsnetzwerk www.nebenan.de können Spenden gesammelt und angeboten werden. Im Nebenan-Magazin gibt es dazu weitere nützliche Anregungen: magazin.nebenan.de/artikel/ukraine-hilfe-das-kannst-du-jetzt-tun
Mit dem Rad übern Rhein könnte sehr viel leichter sein…
… aber der Radweg über die Kaiserbrücke lässt auf sich warten



(sl) Nicht nur der Radweg – auch die Zufahrtswege lassen viel zu wünschen übrig, denn sie sind ziemlich versteckt und unbequem zu erreichen, besonders der auf der Mainzer Seite ist schwierig. Der von der Biebricher Straße in Wiesbaden ausgehende ist direkter und damit besser. Kein Wunder, dass sich seit Jahrzehnten auf beiden Seiten des Rheins die Anstrengungen, Initiativen, Planungen und auch Kämpfe um einen barrierefreien und fahrradfreundlicheren Ausbau der Kaiserbrücke häufen, bisher ohne sichtbare Erfolge. Hinter den Kulissen jedoch hat sich einiges getan. Im letzten Jahr gab es zumindest einige Ereignisse, die hoffen ließen, aber die auch deutlich machten, warum das Problem so schwer zu lösen ist.

Der Neustadt-Anzeiger sprach darüber mit Rolf Pinckert, dem Vorsitzenden des Kreisverbandes Mainz-Bingen des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), der – neben seinen viele anderen Aufgaben – von Anfang an die Bemühungen um einen leichter zu bewältigenden Auf- und Abstieg von der Kaiserbrücke verfolgte und unterstützte. Mehr noch: Der ADFC entwarf zusammen mit dem Mainzer Radfahrforum (www.mainzer-radfahrforum.de) und mit weitreichender Bürgerbeteiligung einen für ganz Mainz geltenden Radentwicklungsplan. Er heißt „Mapathon“ – ein Wortspiel zwischen englisch map (Karte) und Marathon (http://mapathon.adfc-mainz.de). Er schlägt 17 Routen vor und beschreibt welche Möglichkeiten es durch Umplanungen, Baumaßnahmen und Lückenfüllung bestehender Wege geben könnte, um Mainz zur Fahrradstadt zu machen und als Radfahrer schneller, sicherer und bequemer an wichtige Ziele in und um Mainz zu gelangen.

Schwierige Planungsarbeiten
Natürlich werden in diesem Plan auch die Kaiserbrücken-Rheinüberquerung und Alternativen berücksichtigt. Aber in der Praxis gibt es jede Menge Hindernisse, die, trotz Finanzierungszusage des Bundesfinanzministeriums von 3,3 Millionen Euro für den barrierefreien Aufgang im Juli 2021, den Bau nicht vorankommen lassen.

Die Strukturierung der jetzt bebauten und zu bebauenden Parzellen ist zum großen Teil von der Zollhafen GmbH vorgenommen worden und die Käufer und Entwickler dieser Parzellen bauen auf diesen Plänen auf. Die Crux dabei ist, dass diese Zollhafenpläne großzügigere Flächen für Fahrradfreundlichkeit einfach nicht vorsehen.

Die Federführung für die schwierigen Planungsarbeiten hat übrigens das Verkehrsdezernat der Stadt Wiesbaden, welches auch das Ingenieurbüro Ramboll aus Dänemark beauftragt hat, die Machbarkeitsstudie für die Radschnellverbindung zu erstellen. Die Experten dort sind auf die Strukturierung von Radverkehr spezialisiert und wollen ihre Ergebnisse noch in diesem Herbst vorlegen.

Nun ist Geduld gefragt
Alle die sehnsüchtig auf die barrierefreie Auffahrt auf die Kaiserbrücke warten – Radfahrer, Rollstuhlfahrer, Mütter mit Kinderwagen, Senioren mit Rollator, Kurierfahrer mit Lastanhängern, E-Bike- und Rollerfahrer – müssen sich nun in Geduld üben und können nur die Daumen drücken, dass in den nächsten zwei Jahren die noch ausstehenden Planungen, Abstimmungen, Prüfungen, Ausschreibung und Bauarbeiten abgeschlossen sind, denn 2024 läuft der Förderzeitraum ab!

Zurück zum Seiteninhalt