Seite 7 - Mainzer Neustadt-Anzeiger

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Thilo Weckmüller ‒ vom Maler zum Galeristen

(ab) Wer kennt sie nicht, die „Mainzer Stadt-Ansichten“ von Thilo Weckmüller und Thomas Bauer. Angefangen hat alles in der Neustadt: Vor 20 Jahren haben die beiden Künstler in der Kurfürstenstraße 44 ihre Werkstatt für Sieb- und Linoldrucke eingerichtet. Ihre Bilder sind inzwischen weit über die Stadtgrenze hinaus gefragt. Sie spiegeln persönliche und eigenwillige Perspektiven auf Plätze und Gebäude, die selbst für echte Mainzer:innen oft erst auf den zweiten Blick wiedererkennbar werden. Diese Werkstatt ist für Thilo Weckmüller bis heute auch Atelier, in dem er seine großformatigen Ölbilder und Aquarelle malt. Eine subtile Mischung aus skurril-humorigen und sarkastischen Darstellungen.

Kunst statt Haushaltsbedarf
Groß prangt noch der Name „Moritz“ über dem ehemaligen Haushaltswarengeschäft in der Klarastraße. In den beleuchteten Schaufenstern darunter sind Gemälde, Fotografien, Skulpturen, Drucke und Grafiken ausgestellt. Thilo Weckmüller hat die Räumlichkeiten im Mai 2022 übernommen und sie zu einer Galerie für Kunst und Kunsthandwerk umgestaltet.

„Ich wollte eigentlich nie Galerist werden“, erläutert er. „Durch den plötzlichen Tod meines Freundes und Förderers jedoch, in dessen Ingelheimer Galerie ich seit Jahren ausgestellt habe, stand ich 2019 vor dem Nichts.“ Unerwartete Hilfe bot ihm die kommunale Mainzer Aufbaugesellschaft (MAG), die ihm die leerstehenden Schaufenster im Allianzhaus (Große Bleiche 60 ­ 62) für die Präsentation seiner Werke überließ. Diese große „Vitrine“, wie der Künstler sie benannte, wollte er mit anderen Kreativen teilen, die keine Lobby, kein Geld und keine Galeristen haben.

Von der „Vitrine“ zur „Galerie“
2020 entstand daraus sein „Künstlerkollektiv VITRINE“. „Wir waren, gerade unter dem Einfluss von Corona, gezwungen, Alternativen zu finden, um irgendwie weiterzumachen“, erklärt er. So versammelte er einen festen Kern von acht Maler:innen, Fotograf:innen und Bildhauer:innen um sich, plant und gestaltet mit ihnen seine Ausstellungen „Wir sind eine Künstlergemeinschaft geworden, in der Gleichgesinnte Verantwortung übernehmen, mit Euphorie arbeiten, und sich gegenseitig tragen“, freut sich der „Erfinder“.

Mit einem solchen Konzept war es folglich nur ein kleiner, aber entscheidender Schritt hin zu seinem neuen Projekt „Die Vitrine Galerie“. Hier können Kunstliebhaber:innen kaufen, was zuvor in den Fenstern der „Vitrine“ zu bestaunen war. Einen weiteren Bereich nimmt das überwiegend regionale und äußerst originelle Kunsthandwerk ein, darunter Skizzenbücher einer Buchbinderin und Vergolderin, Designerlampen einer eigenwilligen Schneiderin, Kunstbücher mit Originaldrucken, kuriose Grußkarten und witzige Bastelbögen.

Auch Matthias, ein langjähriger „Moritz“-Kunde, hat diesen Ort für sich entdeckt: „Diese Galerie ist ein großartiger Nachfolger, etwas ganz Besonderes. Vor allem die Drucke haben es mir angetan, darunter das Bild des ‚Poseidon‘. Und Thilo Weckmüllers und Mathias Meyers’ Buchreihe ‚Trotz alledem!‘ mit Porträts des antifaschistischen Widerstandes im Rhein-Main-Gebiet.“

Die Galerie - ein Ideen-Reich
Für dieses Jahr hat Thilo Weckmüller, so ideenreich, wie er ist, diverse Ausstellungen mit europäischen Künstler:innen geplant. Auch Konzerte, Literaturabende und ‒ Überraschung! ‒ Indoor-Stadtführungen mit Weinprobe stehen auf seinem Programm. Bereits am 21. Mai ist eine Lesung zum Thema „Mainzer Frauen im Widerstand“ vorgesehen. Sie ist Teil einer Veranstaltungsreihe der „Omas gegen Rechts“, die sie mit ihm und seiner Porträtserie „Trotz alledem!“ organisieren.

Die große Leidenschaft des Galeristen bleibt jedoch die Malerei. „Aber durch meine Galerie komme ich jetzt nicht mehr so viel zum Malen wie früher“, gesteht Thilo Weckmüller, „das fehlt mir ein bisschen.“



NeustART
Kunst im Stadtteilbüro mit Alexandra Siebner geht in die zweite Runde

(th) Das Jahr 2023 begann mit der Fotoausstellung „Blickwinkel Neustadt“, einem Fotoprojekt des Caritaszentrum Delbrêl.

Ab April stellt nun eine bereits bekannte Künstlerin bei NeustART aus: Die in der Neustadt lebende Alexandra Siebner. „Ich finde es toll, dass langanhaltende Kooperationen geschaffen werden und sich dadurch die Möglichkeit ergibt, mit neuen Werken wieder zu uns zu kommen“, so Quartiermanagerin Toyah Hosni.

Alexandra Siebner lebt seit 2014 in der Neustadt und ist hier auch kreativ tätig. Aktuell sucht sie jedoch nach neuen Räumlichkeiten für ihr Atelier und ist für jeden Hinweis dankbar (alexandra.siebner@googlemail.com). Ihre Werke begeisterten im Frühling 2022 bereits die Besucher:innen des Stadtteilbüros. Für ihre damalige Ausstellung wählte sie Menschen und Tiergesichter. Dieses Mal fiel ihre Wahl auf abstrakte Werke. Die farbenfrohe abstrakte Malerei auf großen Leinwänden wird von April bis Ende Juni im Stadtteilbüro zu sehen sein.

Die Künstlerin und das Quartiermanagement laden herzlich ein, die Ausstellung in den Räumlichkeiten der Sozialen Stadt anzuschauen. Es ist zudem eine kleine Ausstellungseröffnung am 19. April 2023 geplant. Aktuelle Informationen finden sich auf www.soziale-stadt-mainz.de.

Haben auch Sie Interesse, Ihre Kunst im Rahmen von NeustART auszustellen? Dann bewerben Sie sich gern beim Quartiermanagement.



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